Burgertour, ähhh Burgentour!
Schäfchen zählen war gestern, heute zählen wir Olivenbäume
Ja, wir trauen uns, wir verlassen die Finca für eine Tour ins Hinterland. Dort gibt es eine Reihe Burgen und Burgruinen, die in der Google-Beschreibung vielversprechend aussehen und auch so beieinander liegen, dass deren Besichtigung an einem Tag möglich sein sollte.
Wir starten gegen 10.30 Uhr, laut Navi sind wir kurz nach 13 Uhr an unserer ersten Burg. Wir fahren zunächst in Richtung Granada und biegen dann auf der AB Richtung Jaèn ab, denn die gleichnamige Provinz mit den unzähligen Olivenhainen ist auch unser Zielgebiet.
Noch ehe wir unsere erste Burg erreichen liegt linker Hand ein "Mirador" (Aussichtspunkt), der gleichzeitig ein Startplatz für Gleitschirmflieger ist. Weil wir diese Anlage, die sich auch als gigantischer Aussichtspunkt herausstellen soll, nicht auf unserem Schirm haben, fahren wir natürlich erst einmal vorbei. Aber unser Bauchgefühl sagt uns, dass wir umdrehen und dort aussteigen sollen, was wir auch tun. Also geht es die Straße wieder hinauf und wir parken uns auf der Anlage ein. Kein Mensch weit und breit und das das heute unser schönster Teil des Tages werden würde, wissen wir hier noch nicht. Die Hunde schnell aus dem Auto lassen und dann stehen wir auf dem Absprungplatz, der eigentlich den Gleitschirmpiloten vorbehalten ist und schauen gebannt und fasziniert auf und in das vor uns liegende Tal. Olivenhaine soweit das Auge reicht, eingeschlossen von riesigen Bergketten. Auch Jaèn, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, sehen wir von hier aus vor einem riesigen Berg wie in die Landschaft geklebt.
Jaèn ist die Welthauptstadt des Olivenöls. Sie ist der größte Produzent des begehrten flüßigen Goldes. Andalusien ist seit jeher eines der wichtigsten Olivenölanbaugebiete Spaniens, auf das ca. 80% der Olivenölproduktion entfallen. Die Provinz Jaèn produziert die größte Menge an Olivenöl pro Jahr. Es gibt mehr als eine halbe Million Hektar Olivenhaine mit etwa 70 Millionen Olivenbäumen.
Auch unsere Vierbeiner fühlen sich her sichtlich wohl. Hier kann man herrlich toben und auch mal pullern, ohne das vertrocknetes Gras oder Gebüsch am Hinterteil kratzt. Es gibt dann auch noch Wasser für das liebe Vieh, so ist der ungeplante Zwischenstopp auch ziemlich lang und bringt unseren Zeitplan ins Wanken …
Auf geht es zu unserer ersten Burg „Castillo de Albanchez de Mágina“. Sie liegt ca. eine Stunde Fahrzeit entfernt im Osten von Jaèn. Die Burg ist rund um die Uhr geöffnet und dort soll es einen tollen Aussichtspunkt („Mirador“) geben. Allerdings sind Burg und Mirador nur nach einem längeren Fußmarsch zu erreichen, dafür fehlt uns leider die Zeit, also nix mit Burg gucken. So gibt es nur Fotos von Weitem.
Bei unserer zweiten Burg „Castillo Nuevo de Bedmar“ haben wir mehr Glück. Nach wiederholter Fehlleitung unseres Navis können wir auf normal passierbaren Straßen quasi bis vor das Burgtor fahren. Die Stadt „Bedmar“ liegt ebenfalls in der Provinz von Jaèn. Die Burg ist eine Ruine einer alten Festung aus dem 15. Jahrhundert. Sie gehörte einst dem Orden von Santiago, der sie als Verteidigungsbastion gegen die Einfälle des Nasridenkönigreichs Granada im 15. Jahrhundert nutzte.
So langsam meldet sich der Hunger und wir beschließen uns in ein Restaurant unterhalb der Burg einzuparken. Ein Parkplatz ist tatsächlich schnell gefunden und bei Google gesuchtes „Restaurant“ ebenfalls. Es ist eine typisch spanische Straßenkneipe mit leider sehr unfreundlichem Wirt, der uns bestimmt eine dreiviertel Stunde ignoriert aber dann doch endlich unsere Bestellung aufgenommen hat. Rund um uns herum sind nur Spanier, Touristen findet man für gewöhnlich im Hinterland sowieso nicht. Dafür jede Menge junge Katzen, die unsere Vierbeiner in ihren Bann ziehen. Danerys hält den Anblick der Kätzchen kaum aus und droht jeden Moment loszuspringen. Aber wie das bei einer „Konfrontationstherapie“ so ist, beruhigen sich die Gemüter und auch sie liegt irgendwann relativ ruhig da. Na da hat das kleine Hundehirn heute Nacht einiges zu verarbeiten! Das Essen kommt relativ schnell und ist leider, so wie es auch in den Google-Bewertungen stand, verdammt lecker. Schweinelende in Sherry-Soße für mich und überbackene Schweinshaxe für Hendrik. Noch rasch bezahlt und dann nix wie weg von diesem wirklich unfreundlichen Wirt!
Nur wenige Minuten Fahrzeit entfernt befindet sich unsere nächste Burg, das „Castillo de Jódar“ im gleichnamigen Ort, alles zur Provinz Jaèn zugehörig. Leider geschlossen! So gibt es nur ein Foto vom verschlossenen Burgtor und zwei Schnappschüsse vom Ort.
Weiter geht es zu unserer letzten Burg „Castillo de la Iruela“ in La Iruela. Auch hier kommen wir nicht mit dem Auto direkt bis an die Burg, zu der ebenfalls ein ziemlicher langer Fußmarsch nötig gewesen wäre und jetzt, immerhin mittlerweile 18 Uhr, ist die Burg sogar noch geschlossen. Sie öffnet erst wieder um 19 Uhr. Da wir aber ca. 3 Stunden bis nach Hause fahren lassen wir das Vorhaben Burgbesichtigung, werfen vom Parkplatz aus nur einen Blick auf die Burg und in das Umland und machen uns auf zu unserem letzten Tagesziel, einem laut Google absolut empfehlenswerten Aussichtspunkt, dem „Mirador Las Palomas“. Was an diesem Mirador im Naturschutzpark „Sierras de Cazorla“ so sehenswert sein soll, erschließt sich uns nicht. Vielleicht der gemauerte Aussichtspunkt selbst? Die Spanier sind jedenfalls völlig verrückt, posen und fotografieren wie die Wilden … Wer weiß, was das hier für ein magischer Platz ist.
Wenige hundert Meter vor diesem „Mirador“ haben wir einen weitaus vielversprechenderen „Mirador“ gesehen, der nicht bei Google stand, zu diesem fahren wir jetzt zurück. Hier hütet ein Ziegenhirte am Straßenrand seine Ziegen. Der Aussichtspunkt gegenüber liegt sowieso auf unserer Heimfahr-Strecke und von diesem „Mirador Paso del Aire“ haben wir dann einen wunderschönen Blick in die „Sierras de Cazorla“. Hier gibt es unzählige Wanderwege, ein Paradies für Wanderfreunde.
Und nun ab nach Hause, wie schon gesagt dauert die Fahrt gute 3 Stunden, also ganz schön lang, auch wenn Hendrik sicher die ein oder andere Minute herausfahren wird. Noch ein kurzer Stopp, Puller- und Trinkpause zwischen Olivenbäumen für die Vierbeiner, damit sie die lange Fahrt gut durchhalten.
21.45 Uhr sind wir in Torrox Costa und essen in unserer Tapas-Bar noch zu Abend. Hendrik gönnt sich zum Abschluss unserer „Burgentour“ einen leckeren Burger - also doch eher „Burgertour“ …
Die Hunde liegen wie erschlagen unter unserem Tisch. Und auch wir fühlen uns, als wir nach über 12 Stunden Ausflug auf unserer Finca ankommen, wie durch den Wolf geleiert. Die Vierbeiner noch schnell füttern, dann dürfen die ihren wohlverdienten Nachtschlaf antreten. Wir lassen den Tag bei einem Glas Rotwein noch Revue passieren und kommen zu dem Entschluss, schon wesentlich schönere Touren gemacht zu haben, vor allem in kürzerer Zeit. Wie auch immer, die Fahrt durch, der Blick auf die unzähligen Olivenhaine waren beeindruckend und wenn wir heute Nacht nicht schlafen können, zählen wir wahrscheinlich Olivenbäume statt Schäfchen …
Gute Nacht!
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