Erst ruft der See, dann der Berg ...
Vom See, der keiner ist – die Berge um so mehr
Wir haben schon viele sehr schöne, nahe und ferne, neue und bekannte Ziele rund um den Gardasee besucht oder durch Zufall gefunden. Alle lagen aber bis jetzt diesseits der Brennerautobahn. Nun aber machen wir den Sprung jenseits dieser Linie und planen einen großen Ausflug. Hendrik hat eine wunderschöne Tages-Tour durch die Dolomiten entdeckt, nur ist die Strecke, die wir heute zurücklegen werden, um einiges länger, als bei unserer ersten Nordtour. Wir werden heute reichlich 400 km unterwegs sein, dafür sind gute 8 Stunden eingeplant.
Wir fahren also an der Westseite des Gardasees, halten oberhalb von Riva del Garda für ein Morgenfoto vom See und nehmen dann die Autobahn in Richtung Brenner bis zur Abfahrt Bozen. Schon auf den letzten Kilometern der AB deuten sich die hohen Berge, die wir zu Gesicht bekommen wollen, an.
Unser erstes Ziel ist der malerische gelegene kleine Karersee in über 1500 m Höhe unterhalb des Karerpasses am Fuße des Latemarmassivs in Südtirol. Er ist ein geschütztes Naturdenkmal, das, wie die Dolomiten selbst, zum Unesco Welterbe gehören. Auf den letzten Kilometern zum See sehen wir, wie die Kräfte der Natur wüten und zerstören können. Auch hier sind ganze Wälder dem Erdboden gleich gemacht.
Der See an sich ist zumindest für mich eine herbe Enttäuschung, sahen die Fotos aus dem Internet doch so traumhaft aus. Eine kleine zugefrorene Pfütze, die als See nicht zu definieren ist, und dann ist auch noch der Seerundweg wegen Schnee- und Eisglätte gesperrt. Nichts mit einem kleinen Rundgang am See, in dem sich die Bergmassive im Sonnenlicht spiegeln. Die Temperaturen hier auf über 1500 m Höhe lassen hier eh keine längeren Aufenthalte zu, Skikleidung wäre jetzt vorteilhaft, also setzen wir unsere Fahrt fort.

Auf dem Panorama seht ihr den See am Fuße des Latemar-Massivs mit dem höchsten Berg Cimon del Latemar - Diamantiditurm mit 2842 m. Links im Bild schaut schon der Rosengarten mit der Rosengartenspitze (2981 m) heraus, um den wir weiter herum fahren werden. Um diese Jahreszeit steht selbst hier die Sonne so tief, dass sie hinter den riesigen Felsbergen verschwindet und wir ohne direktes Gegenlich der Sonne in südliche Richtung fotografieren können (Latemar-Massiv).
Liegen die Bergdörfer und Straßen, auf denen wir fahren, im Schatten, gibt es ziemlich heftige Kontraste, denn die zerklüfteten und schroffen Felsmassive erstrahlen im Sonnenschein und hier unten ist alles recht dunkel. In Mazzin, welches östlich vom Rosengarten im Fassatal liegt, entdecken wir ein Krippenspiel aus Eis. Der Berg Sass Pordoi (2950 m) thront geradezu. In den Orten hier unten liegt kaum oder wenig Schnee – der Schnee für die vielen Pisten und Loipen kommt aus Kanonen …
In Canazei biegen wir links Richtung Sella-Pass ab und tauchen immer weiter in die Bergwelt der Dolomiten ein. Die Straße wird steiler, kurviger und enger und auch Schnee gibt es nun immer mehr. Gestern hat es hier frisch geschneit, wir haben Glück, dass der Pass geöffnet ist. Am Fuße der Sella-Türme ist reger Wintersportbetrieb. Jetzt sieht es so aus, als führt uns die Straße zwischen den Sella-Türmen (linker Hand) und dem Berg Sass Pordoi (rechter Hand) weiter. 
Das täuscht aber. Wir biegen vor dem großen Bergmassiv nach links und lassen die Sella-Türme rechts liegen. Kurz vor dem Pass halten wir kurz an und genießen einen Blick zurück … Auf 2244 m Höhe bei eisigen -10° C erreichen wir den Sella-Pass. Hier haben wir einen atemberaubenden Rundumblick auf die faszinierende Bergwelt der Dolomiten.
Besonders beeindruckt uns die Langkofelgruppe mit dem 3281 m hohen Langkofel, die nun vor uns liegt und vor der wir abwärts fahren werden. Die steile, enge, kurvige Straße ist total vereist. Wir müssen jetzt also beim Hinunterfahren sehr vorsichtig sein. Ein Auto mit Winterausrüstung, sprich Winterreifen ist ein Muss. Und dennoch trauen wir unseren Augen kaum, gibt es doch wagemutige Autofahrer, die vor dem Pass (für uns ist das jetzt nach dem Pass) Schneeketten auf ihre Sommerbereifung aufziehen müssen, um überhaupt noch voran zu kommen. Wir kommen gut über die verschneiten Pisten und haben heute einen wirklichen Hauch von Winter, Schnee und Eiseskälte abbekommen. Eine Vorbereitung quasi auf das, was uns in Deutschland erwartet …
Dann auch das noch, schon auf der Autobahn kurz vor unserer Abfahrt an den Gardasee sehen wir einen Gardasee-Berggipfel in „Wolken“ gehüllt. Je näher wir kommen um so gewisser wird es, das hier keine Wolke im Spiel ist sondern Feuerqualm die Bergspitzen einhüllt. Noch näher dran, sehen wir auch einen Hubschrauber, der Wasser über den noch nicht brennenden Bergrücken verteilt. Oberhalb von Riva del Garda halten wir wie schon am Morgen nochmals an und fotografieren das Spektakel. Ganz nebenbei entstehen wiederholt zauberhafte Fotos vom See. Und Archibald darf sich auch noch kurz austoben.
Die ganzen Fotos der Bergwelt können nicht wirklich jenen Eindruck vermitteln, den wir heute erlebt haben. Die Berge mit ihren Felswänden sind riesig. Man ist wie eine Nadel im Heuhaufen – die man aber nicht sucht, sonder die fährt ...
Reiseübersichten
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